Münze als Symbol für Rehabilitation

Rehabilitationsmünze aus Silber. Die Münze als Symbol des Besiegens der Sucht ist im Englischsprachigen Raum als Sobriety Coin bekannt


„Ich habe es geschafft“ – Eine Silbermünze erinnert an einen Neubeginn

In der Suchtfachklinik „Haus Niedersachsen“ erhalten Rehabilitanden nach erfolgreich absolvierter Therapie eine Münze als Symbol ihres Erfolgs. Für viele ist sie Anker, Siegel und Trophäe zugleich.


Münze als Symbol für Rehabilitation


Zwischen Wolfsburg und Lüneburg liegt Dedelstorf, eine Gemeinde im Landkreis Gifhorn in Niedersachsen. Viel Ablenkung gibt es hier nicht. Und das ist auch gut so. Denn die Menschen, die sich in der hiesigen „Fachklinik Oerrel“ der Haus Niedersachsen gGmbH aufhalten, um mittels Therapie von ihrer Alkohol- und Medikamentensucht loszukommen, sollen sich voll und ganz diesem schwierigen Prozess widmen können.


Die Fachklinik steht seit 48 Jahren für kompetente Hilfe auf höchstem Niveau im Umgang mit Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit. In den drei Einrichtungen des Unternehmens finden Hilfesuchende Informationen und Unterstützung auf ihrem Weg in die zufriedene Abstinenz, Hintergründe über die Suchterkrankung und Impulse für die ersten Schritte nach der Suchtrehabilitation. In der Klinik bleiben sie in der Regel 13 Wochen. Es gibt 66 Therapie-Plätze; pro Jahr halten sich etwa 250 Personen in der Klinik auf.


Matthias Hierzer leitet das „Haus Niedersachsen“ als Geschäftsführer seit fünf Jahren. Er schafft die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Therapeuten. 2019 übernahm er zusammen mit dem Manager der Klinik das Unternehmen zusätzlich als Inhaber, weil „mir die Arbeit unfassbar wichtig ist“, wie er sagt.


Aufbruchsstimmung verstetigen

Das nimmt man ihm sofort ab. Denn Matthias Hierzer ist mittendrin – er arbeitet eng mit den Mitarbeitern und sucht das Gespräch mit den Rehabilitanden. Es sei besonders „die große Klarheit im persönlichen Umgang der Menschen miteinander, die mit Abhängigkeitserkrankungen zu tun haben“, die ihn immer wieder beeindrucke, sagt der Geschäftsführer. „Ich mag Neubeginn, Veränderung – das ist das, was mich antreibt; genau das erlebt man bei den Rehabilitanden ganz stark.“


Als Matthias Hierzer im Juni 2016 seine Tätigkeit aufnahm, wurde kurz darauf im August das erste Wiedersehensfest gefeiert. Die Rehabilitanden kannte der damals frischgebackene Geschäftsführer noch nicht. Im Gespräch mit ihnen über ihre Lebensgeschichten, ihre Motivation, ihre Aufbruchsstimmung bahnte sich schon damals die Idee an, die Erfolge auch zu verstetigen – mit einer ganz besonderen Münze, einer Art individueller Sobriety Coin.


Bis dahin waren es Medaillen, die bei den Sommerfesten übergeben worden waren – so etwa für Bronze-, Silber- oder Gold-Abstinenz. „Doch wie können wir dem Gedanken, dass jeder einzelne Tag Abstinenz seine Herausforderungen hat, gerecht werden?“ Denn abstinent zu bleiben, sei ein Kampf, mitunter an jedem einzelnen Tag. Diese Erkenntnis ergab sich für Matthias Hierzer aus Gesprächen mit Therapeuten.


Das fängt schon bei der Ankunft im „Haus Niedersachsen“ an. Längst nicht alle Rehabilitanden sind voll und ganz überzeugt von ihrer Entscheidung oder beginnen gar mit hoher Motivation die Therapie. Ein großer Bestandteil der Therapie ist daher die Arbeit an der aktuellen – und vor allem an der langfristigen – Motivation, die Abstinenz dann auch wirklich durchzuhalten.


Münze statt Medaille: Zufriedene Abstinenz emotional greifbar machen

„Es gibt den Begriff der ‚zufriedenen Abstinenz‘, er steckt auch im Motto unseres Hauses, in dem es heißt ‘zufrieden Mensch sein‘“, erklärt Matthias Hierzer. Es besage: „Ich kann abstinent leben, aber gleichwohl damit total unzufrieden sein; ich halte das trotzdem durch, aber eigentlich würde ich gerne zu den Suchtmitteln greifen. Es kann für einen Abhängigkeitskranken jeden Tag ein Kampf sein, keinen Alkohol zu trinken, keine Tabletten zu nehmen.“


Irgendwann, zum Teil erst nach mehreren Jahren, komme man dahin zu sagen: „Jetzt bin ich zufrieden mit dem, was ich erreicht habe und kann es nicht nur kognitiv schätzen, sondern es dringt auch auf die Emotionsebene.“ Deswegen fand er es „schräg“, Leuten zu gratulieren, die es 20 oder 30 Jahre geschafft haben.


Denn eine Bewertung empfand er unpassend, sagt Matthias Hierzer. Das sei für ihn der entscheidende Aspekt gewesen: zu schauen, was können wir „haptisch tun, um die kognitiv-sinnvolle Entscheidung auch emotional greifbar zu machen“. Die Münze als Symbol dieser Hartnäckigkeit passt da besser.


Die individuelle Münze als positiver Verstärker

Warum also nicht eine Münze kreieren – eine Jahresmünze – die man sammeln kann? Bei der man durch die Menge der Münzen das Gefühl bekommt: Es hat schon so viele Jahre geklappt. „Weil es natürlich trotzdem auch ein Erfolg ist, aber wir bewerten nicht bei der Ausgabe der Münze, ob es das erste oder zehnte Jahr ist“, sagt Hierzer. Inzwischen werden Münzen nicht mehr auf dem Sommerfest ausgegeben. Nunmehr darf jeder Rehabilitand, der das „Haus Niedersachsen“ mit erfolgreicher Therapie verlässt, eine Münze als Symbol des eigenen Erfolgs mit nach Hause nehmen.


Der Münze kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. Weil sie so etwas wie ein „positiver Verstärker“ ist, so die Erfahrung der Therapeuten. Gerade in Krisenmomenten, in denen das Aufrechterhalten der Abstinenz schwerfällt, kann die Münze ein rettender Anker sein.


Das Feedback gibt Matthias Hierzer recht. Manche Rehabilitanden stecken die Münze in die Tasche und tragen sie den ganzen Tag bei sich – sie gibt ihnen das Gefühl der Sicherheit und erinnert sie an das Erreichte. Andere, die während der Therapie mitbekommen, wie Rehabilitanden eine Münze erhalten, beginnen Specksteine dafür zu schleifen, in die sie die Münze später stellen können: als Trophäe, wenn sie an der Reihe sind.


Die Münze hat hohen Symbolwert: Sie ist eine positive Bestätigung für die Entscheidung, sein Leben anders zu gestalten und anders in die Hand zu nehmen. Die Münze macht diesen Schritt plastisch und greifbar. „Die Münze ändert nichts an der persönlichen Entscheidung“, stellt Matthias Hierzer klar. „Kein Mensch ist abstinent, weil er die Münze hat.“


Die Münze sei vielmehr eine Rückerinnerung an die Gründe, warum er oder sie sich damals entschieden hat, abstinent zu sein. „Das ist wie mit Urlaubsfotos. Warum machen wir die? Wir wollen uns daran erinnern, an das Gefühl, an die Situation. Das sind Erinnerungen, die wir brauchen, weil sie uns helfen, sich an das Durchlebte und Gefühlte noch einmal zu erinnern“, meint der „Haus Niedersachsen“-Geschäftsführer.


Münze mit Sammeleffekt, Mensch im Mittelpunkt

Silberne "Haus Niedersachsen" Münze als Symbol der Rehabilitation. Deutscher Sobriety Coin.

Jedes Jahr gibt es im „Haus Niedersachsen“ eine neue Münze. Die Größe ähnelt der Zwei-Euro-Münze. Die jeweilige Jahreszahl steht auf der Vorderseite, zusammen mit dem schlichten Ausspruch „Wir gratulieren“. Auf der Rückseite ist das Logo der Klinik zu sehen: ein Punkt und zwei Ringe.


Sie besagen, dass hier der Mensch im Mittelpunkt steht, während helfende Hände Ringe um ihn herum bilden, die versuchen, das Leben wieder zu stabilisieren. Die gewählte Perspektive ist ganz bewusst nach oben offen – als Symbol für eine Basis, auf der Leben positiv gestaltet werden kann.


Federführend im eleganten, schlichten Design war in Zusammenarbeit mit „der Taler GmbH“ das Büro Friedland, eine Marketingagentur aus Hamburg. Die Kooperation sei rundum ein Gewinn, sagt Matthias Hierzer. Auch die Münze hat sich weiterentwickelt. Durch die geprägte Umrandung mit silbernen Punkten und dem mattierten Logo samt Jahreszahl wirke die Silbermünze „sehr edel“.


Von Anfang an habe es einen Sammeleffekt gegeben. Auch er selbst sammelt die Münzen seit ihrer Einführung 2017, gibt er zu und lacht. „Denn auch mich erinnern die Münzen daran, dass ich seit fünf tollen Jahren das Unternehmen mitgestalte, in dem wir die Menschen darin unterstützt haben, schwere, aber gute Lebensentscheidungen zu gestalten.“


Der positive Effekt des Münzsammelns sei für jemanden, der so schwerwiegende, richtungsweisende Lebensentscheidungen treffe, noch einmal viel bedeutungsvoller. „In der Therapie ist es ohnehin so, dass Vieles des therapeutischen Prozesses passiert, wenn die Menschen nicht mehr hier sind“, sagt Matthias Hierzer. „Wir erleben es ganz oft, dass Rehabilitanden erzählen: ‚Ich habe überhaupt nicht verstanden, was ihr mir sagen wolltet oder konnte es nicht akzeptieren in der Zeit, als ich hier war. Aber als ich dann zu Hause war, habe ich genau verstanden, was ihr meint.“ Genau in diesem Moment – mitunter lange nach erfolgreichem Therapieende – kommt die Münze zum Einsatz. „Wir bereiten die Menschen auf eine Phase vor, in der wir dann nicht mehr da sind und sie unterstützen können“, erklärt Matthias Hierzer.


„Wo ist die Münze?“

Die Symbolik der Münze helfe immer wieder, sich an Therapieinhalte zu erinnern wie auch an die Menschen und das Zutrauen. Dieses Feedback höre er auch immer wieder von den Therapeuten. Aus deren Sicht ist die Münze für die Rehabilitanden ein Zeichen für „durchstandene Trauerphasen, erkämpfte Therapieerfolge, erarbeitete Therapieziele, tolle Erlebnisse in und mit der Gruppe, berührende Veränderungen bezüglich der Sicht auf sich selbst und die Sucht und das, was im Leben passiert ist“. Insofern sei die Münze auch „eine Art Siegel“ im Sinne von: „Du hast es wirklich geschafft, und damit hast du dir die Münze auch wirklich verdient.“


Jemand, der seine Therapie abbricht, erhält ganz bewusst keine Münze. Wer vorzeitig das Handtuch wirft, muss wiederkommen. Denn: Die Münze soll einen Wert haben, nicht „verramscht“ werden, sodass sie die Bedeutung, die sie innehat, auch entfalten kann.


Anfangs sei er etwas skeptisch gewesen, erzählt Matthias Hierzer. Haben alle wirklich verstanden, wie viel Emotion an das Münz-Konzept geknüpft ist? Welche Rolle die Münze spielt, hat er dann aber sehr schnell gemerkt, als 2018 die zweite Münze nicht rechtzeitig bestellt worden war. Die Therapeuten bestürmten ihn: „Wo ist die Münze? Ich brauche die Münze, die Rehabilitanden fragen schon danach. Ich kann sie nicht gehen lassen ohne Münze.“


„Dieser Transfer in die Gruppe hat super geklappt, das hätte ich nicht gedacht“, sagt er rückblickend. Auf dem jährlichen Wiedersehensfest kann man die Münze nachträglich erwerben – dann allerdings zum Selbstkostenpreis. Da merke man auch, dass „Rehabilitanden, die da waren, bevor wir die Münze hatten, sagen: ‚Ich will so eine Rehabilitationsmünze haben, auch ich will die Bestätigung, dass ich es ein zweites, drittes, viertes, fünftes Jahr geschafft habe.‘“ Denn für alle verkörpert die Münze ein ganzes Bündel an lebensverändernden Wendungen: Neubeginn, die Umsetzung wichtiger Lebensentscheidungen und das Bewusstsein, „einen Sieg errungen“ zu haben.


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Disclaimer: Um dem allgemeinen deutschen Sprachgebrauch zu entsprechen, werden unsere Produkte auf dieser Seite als „Münzen“ bezeichnet. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich jedoch um individuell geprägte Medaillen und keine aktuellen oder ehemaligen Zahlungsmittel handelt.